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Belgien

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Brüssel, erster Tag

Wenn etwas den Neuankömmling in Brüssel nerven kann, dann ist es die Parkplatzsuche. Nachdem wir dann eine Tiefgarage gefunden und 20 Euro pro Tag zu lösen bereit waren, ging es schnurstracks auf den Grand Place und in Richtung Manneken Piss, wo die Souvenirläden immer pissiger wurden, je näher man dem urinierenden Mohr kam.
Was den Comicliebhaber jedoch entschädigt, ist, in fast jeder Schaufensterauslage irgendeinen Comicbezug zu entdecken, seien es die Comicbriefmarken oder die Schlumpfparaden én gros. Das ist einfach schön anzusehen, auch wenn man nicht auf die blauen Zwerge steht. In der Brüssel-Information holten wir uns unsere Brüssel-Card, die neben dem kostenlosen Benutzen aller öffentlichen Verkehrsmittel, zahlreichen Kneipen- und Shoprabetten immerhin auch zum kostenfreien Eintritt in alle Museen, so auch das Comicmuseum, berechtigt, vorher wurde gepflegt im Schatten einer Tintin-Häuserfassade ein Kaffee getrunken. Tintin! Unweit des Grand Place findet man den Tintin-Shop, in welchem der geneigte Fan so ziemlich alles findet, was das frankobegische Herzel begehrt. Ich konnte nicht vorbei an einem Popup-Buch, in französischer Sprache zwar, aber WUNDERSCHÖN anzuschauen. Unser Rückweg führte uns entlang der Michel Vaillant-Straße vorbei am Comicmuseum und am gegenüber liegenden neu eröffneten Haus der Marc Sleen-Stiftung. Das von uns gebuchte Hotel liegt gerade mal 20 Minuten vom Stadtzentrum entfernt, allerdings verbreitet zu späterer Stunde schon diese relativ zentrumsnahe Gegend den Totencharme von Londons Bankenviertel am Abend…

Brüssel, zweiter Tag

Laut Reiseführer soll die U-Bahn-Station Bockstael mit Comicfiguren gestaltet sein. Also führte unser erster Weg heute Morgen dorthin. Jedoch, lieber zukünftiger Brüssel-Reisender: GLAUB keinem Führer! Geht meistens schief. Bockstael hat nur unverputzte Wände, wahrscheinlich sind die Malereien nach dem Comicjahr 2009 entfernt worden. ABER das ATOMIUM, Wahrzeichen der 1958er Weltausstellung, ist nur ein paar Steinwürfe entfernt. Imposant allemal, allerdings hatte ich persönlich mir mehr ZUKUNFTSVISIONS-Flair im Inneren erhofft, irgendwie erwartet, dass aus jeder Ecke Bhur Yham Mc Gips hervor huppen würden. Etwas unspektakulär.
Der PFLICHTWEG führte uns zum Brüsseler “Centre belge de la bande dessineé“, besser bekannt als COMICMUSEUM. Im angeschlossenen Museumsshop wird man sofort schier erschlagen von einer Fülle frankobelgischen Comicschaffens und Souvenirs aller Art. Gerade bei den Souvenirs zeigt sich, dass Belgien Comics tatsächlich als KUNST begreift, nichts davon wirkt billig oder kitschig.
Die Ausstellung selbst, wir besuchten sie bereits einige Jahre zuvor, wurde besonders um einen interessanten Einblick auf Zeichnertische erweitert, jeder einzelne mit liebevollen Details ausgestattet. Das Belgische Comicschaffen wird figurenthematisch wiedergegeben, doch findet man nicht nur Hefte oder Originalzeichnungen, sondern ebenso zahllose Displays oder lebensgroße Dioramen, in denen man sich selbst in die Welt der Figuren hinein versetzen kann. Das Obergeschoss bietet ständig wechselnde Ausstellungen, eine Bibliothek, einen Kinosaal oder einen Kurzabriss: Wie entsteht ein Comic?
Vis á via vom Comicmuseum findet man auf 2 Etagen die Max-Sleen-Gesellschaft-Ausstellung, erst 2009 eröffnet. Sleen, von uns bisher völlig unbeachtet, ist einer der produktivsten Comiczeichner Belgiens (bekannteste Figur: NERO), hat in seinem Leben an die 250 Comics veröffentlicht, alles ohne Co-Zeichner oder Atelier. Der mittlerweile 88jährige besucht seine eigene Ausstellung regelmäßig und man findet dort auch einen Briefkasten, in welchen man persönliche Briefe an ihn hinterlassen kann. (Haste dit jelesen, Hannes?)
Unser Rückweg führte uns noch einmal an einem der vielen Comic-Wandmalereien vorbei, nicht GANZ einfach zu entdecken, das Gemälde von Johan de Moor, dem Sohn des berühmten Bob de Moor und Patenkind von Willy Vandersteen, findet man nämlich in der Hotellobby des Jugendhotels “Sleep Well”.

Brüssel, dritter Tag

Den “Comicwalk” hatten wir uns für heute vorgenommen. Es gibt zahlreiche Reiseführer zu kaufen, die ihn beschreiben, aber schnell stellt der Wanderer fest, dass es teilweise äußerst schwierig ist, alle Orte mit Comic-Wandmalereien aufzuspüren, da sie oft versteckt liegen oder der Ort nicht exakt angegeben ist. Wir erspähten doch 6 davon, ihr findet sie in unseren Fotos. An dieser Stelle möchte ich lieber verschweigen, dass es allerdings insgesamt wohl 32 gibt…
Auf dem “Way Of Comic” flaniert man an zahlreichen Comicshops vorbei, die einen einfach neidisch werden lassen ob ihrer Vielfalt. Dominant sind in Brüssel allerdings französischsprachige Comics. Das ist schade, denn die flämischen Comics vermag man durchaus zu lesen, bei Französisch streikt der gelernte DDR-Schüler. Sehenswert der Comicshop BRÜSEL in der Anspach Road, der neben dem “normalen” Comicangebot eine riesige Auswahl fremdsprachiger Comics, Grafiken, Merchandise und signierten Kunstdrucken bereit hält. Angenehm, dass das Mangaangebot überall nur in den hintersten Ecken versteckt anzufinden ist. Bei dem Spaziergang fällt weiterhin auf, dass Brüssel die unterschiedlichsten Gegenden auf ganz kurzem Raum aufweist, Gebiete, in denen der Tourismus brummt und nur einen halben Straßenzug weiter Stadtteile mit übelster Büro- und Industrietristesse.
Per Zufall kamen wir ebenfalls zum “Centre Of Comics”, in Reiseführern als “zweites Comicmuseum” angepriesen. Doch dieses “Zentrum” erweist sich als nichts Anderes als ein weiterer Comicshop mit angegliedertem zweiten Ausstellungsraum, in dem Wechselausstellungen gezeigt werden.

Louvain-la-Neuve, viertér Tag

Kaum zu glauben, aber noch um 1970 war das heute 18 000 Einwohner zählende Städtchen Louvain-la-Neuve ein Brachland mit Gehöften und zählte irgendwie 7 Spitzbuben, 3 Hunde und 4 Häuser. Dann wurde es zur Retorten-Universitätsstadt und verströmt heute einen seltsamen Charme, der etwas von einem stadtförmigen Einkaufszentrum hat. Ali erinnerte es an das Berliner Nikolaiviertel. Doch dort stehen wenigstens ein paar historische Gebäude. Das sieht alles ganz modern aus, aber was die Architekturgeschichte mit sich bringt, wird sich zeigen. Solch einen “MODERNE-Charme” hat immerhin auch das Ruhrgebiet schon einmal erlebt. Einen Eindruck
kann man sich hier in einem Video holen (CLICK!). An diesem Platz gab es übrigens ebenfalls MITTEN IM ZENTRUM in bester Lege gelegen einen riesigen Comicshop.
Das supermoderne Hergé-Museum fügt sich demzufolge wunderbar ins Stadtbild ein. Auch wenn der Standort in der Provinz aus der Not geboren wurde, da man in Brüssel 2009 keinen geeigneten Ort für dieses architekektonische Kleinod fand. Wiederum kann der deutsche Comicfan einfach nur neidisch werden. Hier wurde einem Comickünstler ein ganzes Museum extra GEBAUT. Vollkommen zurecht, jedoch völlig unvorstellbar in der Heimat.
Mit einem Audioguide in deutscher Sprache ausgestattet (SEHR liebevoll produziertes Guideprogramm, immer werden die Stationen auch mit kleinen Filmen, Originalkommentaren von Hergé oder Quiz ergänzt), befährt man die dritte Etage per Lift und schreitet nach und nach die Stationen von Hergés Leben ab. Beginnend mit Kindheitsfotos und seinen ersten Zeichenversuchen, mit der ersten “Ur-Tim”-Originalfigur (Totor) und vor allem, immer wieder kehrend, sein Bezug zum Pfadfinderleben, schreitet man in den zweiten Raum, in welchem seine Arbeit als Grafiker bei verschiedenen Belgischen Zeitungen sowie als Werbegrafiker gewürdigt wird. Der nächste Raum birgt einen umfassenden Einblick auf das Personenensemble des TINTIN-Universums, den wichtigsten Figuren wird ein Schaukasten gewidmet. Nicht unerwähnenswert: Für die Schaukästen verwendet man keine 0815-IKEA-Teile, sondern die sehen aus wie HANDGESCHNITZT und mit dem Namen der Protagonisten versehen. Im Nachbarraum finden wir Hergés Beziehung zum Film, in seinen Comics auftauchende Filmmotive sowie einen kleinen Kinosaal, in welchem ein Hergé-Porträtfilm in Endlosschleife läuft. Eine Etage tiefer betritt der Besucher den “Wissenschaftskosmos” mit wunderbaren riesigen Modellen des Haifisch-U-Boots oder der Weltraumrakete. Ähnlich wie beim MOSAIK, nur einige Jahre früher, wurde damals großer Wert auf größtmögliche Authentizität, auch im Science Fiction-Bereich, gelegt. Der benachbarte Raum beherbergt ein Sammelsurium von benutzten Quellen (Büchern, Modellen, Puppen) zu den Tintin-Abenteuern. Viel Platz wird fairerweise dem “Studio Hergé”, also seinem “Zeichnerkollektiv” eingeräumt, man sieht den Originalen nachempfundene Zeichnertische oder Modelle. Beendet wird der Rundgang in einer “Tribute”-Halle, in welcher z.B. der Dalai Lama “Tim in Tibet” liest oder ein Warhol-Porträt des Künstlers (im ORIGINAL!) zu finden ist. Im Eingangsbereich befindet sich ein Restaurant (leider mir minimalistischem Speise- und Getränkeangebot, dafür mit beeindruckendem Interieur und einer originellen Speisekarte), der Museumsshop sowie eine Wechselausstellung zu frankobelgischen Comickünstlern. Wir haben fast DREI Stunden für das Museum gebraucht und keine Minute bereut. Leider besteht in der Exposition strengstes Fotoverbot, wir haben trotzdem illegalerweise einige blitzfreie Fotos geschossen und wer möchte, kann sich vor Ort den umfangreichen Ausstellungskatalog für im wahrsten Wortsinne preiswerte 39 Euro kaufen.